Die Politik und die Gesellschaft hat Kunst allgemein als Pandemie-Prügelknabe benutzt
Oswald Henke ist sauer, wütend und enttäuscht. In der Pandemie wurde der Kultursektor als Sündenbock hergenommen. Alles aus der Kultur musste geschlossen werden, während Sportveranstaltungen und Reisen fortgesetzt werden durften. Infolgedessen war sein Einkommen zwei Jahre lang stark eingeschränkt. Trotzdem haben Goethes Erben während der Pandemie zwei schöne Platten veröffentlicht: 'Flüchtige Küsse' im Jahr 2020 und 'Elemente' im Jahr 2021. Die Live-CD und -DVD 'Das gestohlene Konzert' kommt bald hinzu. Genug, um Onkel Oswald noch einmal anzuhören.
Juli 2021 habt ihr „Elemente“ veröffentlicht. Es ist nicht nur eine CD geworden, sondern eine Sammlung von Singles, die sich mit den vier Elementen der Natur auseinandersetzen: Luft, Erde, Wasser und Feuer. Zusätzlich gibt es auch noch eine CD mit einigen Bonustracks. Was hat euch dazu inspiriert, mit diesem Konzept zu arbeiten?
Oswald Henke: In Pandemie Zeiten mussten wir unsere Arbeitsweise anpassen, wir konnten gerade 2020 sehr wenig gemeinsam proben, haben viele Dinge via Skype-Konferenzen oder am Telefon besprochen, da man sich nicht als Band in großer Runde treffen durfte und so dachte ich mir, fügen wir doch in einer Box alles zusammen was Goethes Erben bzw. unsere kreative Arbeit ausmacht und was dies beinhaltet. Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft. Aus dem Grund ist die Elemente 7“ Box auch als Vinyl + CD + Seife + Sonstige Dreingaben veröffentlicht worden. Meine kreative Arbeit umfasst eben nicht eine Sache, sondern viele kleine Elemente, die dann ein komplettes Werk ergeben. „Seelenbalsam“ gibt es z.B. nur, weil in der Pandemie ich so gut wie jede Möglichkeit Geld zu verdienen verloren hatte und ich eben dann die Idee umsetzte vegane Kosmetik, die auf Stücke von „Goethes Erben“ oder „Erblast“ oder „Artwork“ basieren zu kreieren und als Merchandise Produkt anzubieten.
Die Seife „Rebell“ ist hier der Repräsentant in der Box. Die Musik steuert das Kammerensemble und die Bandbesetzung, alte und neue Stücke - auf den Pins sind Erinnerungen und all das ergibt eben das was Goethes Erben ausmacht. Alle Elemente gemeinsam ergeben letztlich mein Werk. Auch wenn Goethes Erben immer eine Ensemble Leistung ist, ich bin der künstlerische Leiter und versuche mit anderen kreativen Menschen künstlerische Dinge umzusetzen. Dabei habe ich keine Berührungsängste neue Dinge auszuprobieren und habe auch versucht die Beschränkungen durch die Pandemie als Teil des Konzeptes der Box zu integrieren.
Fakt ist aber auch, es gibt Elemente auch als CD only Veröffentlichung, aber das ist eben nur ein Aspekt der Idee dieser Veröffentlichung.
Die Veröffentlichung wurde von Goethes Erben als zwei unterschiedliche Versionen geplant: als Rockband bei „Spiel mit mir“ und als Kammerensemble bei den meisten anderen Songs. Die beiden Versionen führen auch zu unterschiedlichen Live-Konzerten, völlig unabhängig voneinander. Wie arbeitet ihr, um die beiden Versionen Ihres Projekts zu kombinieren?
Der Schnittpunkt bin ich und bei manchen Konzerten des Kammerensembles ist auch Markus Koestner von der Bandbesetzung als Percussionist dabei. Es sind eben zwei unterschiedliche Live-Ensembles die auch zu unterschiedlichen Zeiten proben und an neuen Stücken unabhängig voneinander arbeiten. Also ist es keine Kombination sondern, wir können Goethes Erben eben variabel auf die Bühne bringen. Entweder als Band, oder als Kammerensemble oder als Musiktheaterinszenierung.
„Elemente“ enthält auch „Ölbergversionen“ aus verschiedenen älteren Stücken, gespielt vom Kammermusikensemble. Ich finde sie großartig. Sie scheinen Überbleibsel von eurer letzten Scheibe 'Flüchtige Küsse' zu sein. Warum habt ihr sie in 'Elemente' aufgenommen?
Richtig, sie sind im Rahmen der Aufnahmen zu „Flüchtige Küsse“ in der Ölbergkirche aufgenommen worden. Für Elemente stehen diese Stücke für die Vergangenheit die im besten Fall eben ein wichtiger Teil der Gegenwart ist und auch eine Option für die Zukunft sein sollte. Wir verändern immer wieder die Live-Versionen um sie auch immer in der Gegenwart ankommen zu lassen. Man kann Arrangements kleiner oder grösser machen oder sie belassen. Das ist das spannende, wichtig ist nur, dass man den „Zauber“ eines Stückes nicht zerstört.
Im Song „Zeit zu gehen“, aber auch im CD-Booklet, kritisiert ihr die Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie. Ihr sagt sogar, „die Gesellschaft hat versagt“. Was hat euch so wütend über die Maßnahmen gemacht? Warum hat die Gesellschaft versagt?
Die Politik und die Gesellschaft hat Kunst allgemein als Pandemie-Prügelknabe benutzt. Wir als Band und ich als Musiker konnten im Prinzip zu keiner Zeit seit Ausbruch der Pandemie in Europa wirtschaftlich Konzerte geben. Immer hatten wir Beschränkungen und Auflagen, während Menschen fröhlich in Stadien Fußballfeste gefeiert haben oder quer durch die Welt ihrem Urlaub frönten und sich dann gewundert wurde wieso nach den Ferienzeiten wieder die Infektionszahlen erhöhten. Kunst war das erste was immer wieder ausgeschaltet wurde und mit das Letzte was wieder aktiviert werden durfte.
Besonders der Fußball hat meinen Zorn erregt, denn Geisterspiele haben doch nur eins bewiesen, es geht hier nur um Geld nicht um Sport, sondern darum das Senderechte bedient werden musste. Stellen sie sich eine Tour von Cure oder Placebo ohne Publikum vor… Wäre das nicht idiotisch? Kultur hat gerade in Deutschland keinerlei Lobby aber was hätten die Menschen wohl ohne Filme und Musik in dieser Zeit gemacht? Ich denke das würde Menschen nur bewusst, wenn man ihnen einem Monat lang einfach keine Musik und keine Filme zugänglich machen würde.
Die Pandemie hatte auch große Auswirkungen auf die künstlerische Welt. Ihr beschwert euch darüber, dass sowohl der Verkauf von Schallplatten sowie auch von Konzertkarten stark unter der Pandemie gelitten hat. Welche Ursache und Lösungen gibt es eurer Meinung nach?
Keine Ahnung, ich habe für mich entschieden nach zwei Jahren Unplanbarkeit ein drittes Jahr diesbezüglich zu vermeiden und nur Konzerte von Goethes Erben in und in der Nähe von Bayreuth geplant und angeboten. Einzig das Festival im Oktober (Autumn Moon in Hameln) ist eine Reise. Alle anderen Konzerte finden vor unserer Haustür statt. Ich denke auch, dass es nach der Pandemie Monate wenn nicht Jahre dauern wird, dass die Menschen wieder auf Konzerte gehen werden. Manche werden vermutlich auch gar nicht mehr kommen, da sie nach zwei Jahren Verunsicherung und Angstmacherei sich daran gewöhnt haben zu Hause zu bleiben.
„Elemente“ kommt nach „Flüchtige Küsse“, das 2020 erschienen ist. Wir haben schon vorher Konzerte mit dem Kammermusikensemble gesehen, aber das ist eine ganze CD in diesem Stil, und sie ist brillant. Ich habe gehört, dass es eine Live-CD sein soll, aber wegen Corona ohne Publikum aufgenommen wurde. Warum habt ihr euch entschieden, mit diesem Ensemble eine CD aufzunehmen, und warum hätte es eine Live-Platte sein sollen?
Goethes Erben ist schon immer eine starke Live Band gewesen und gerade die Kammerensemble Arrangements funktionieren einfach dann am intensivsten, wenn sie als Ensemble gleichzeitig live eingespielt werden. Aus dem Grund wollte ich die „Flüchtige Küsse“ auch so aufnehmen. Die Titel, „Ich möchte fliegen“, „Zeit zu gehen“, „Darf ich bitten“ und „Fern ab vom Licht“ sind nicht so eingespielt worden. Das hat Vorteile was das Abmischen angeht, aber wenn man diese Stücke in der Livefassung auf der kommenden DVD+CD „Das gestohlene Konzert“ hört, wird man merken, wieso ich Live bevorzuge, auch was das Aufnehmen des Kammerensembles angeht. Es ist einfach lebendiger und intensiver.
Die Kompositionen von Sebastian Boettcher für das Kammermusikensemble sind sehr melodisch. Ihr Gesangsstil, der oft als Sprechgesang bezeichnet wurde, hat sich in diesem Sinne weiterentwickelt, oder?
Sagen wir es so, beim Kammerensemble treffe ich manchmal sogar richtige Töne. (lächelt) Da hier die Probenarbeit viel intensiver und aufwendiger ist, traue ich mich eben auch mehr meine sprachlichen Möglichkeiten tonal zu erweitern.
In euren Texten auf „Flüchtige Küsse“ können wir Dinge lesen wie: „Wir alle suchen das große Glück und vergessen das Zufrieden-sein“ und „Manchmal geht es nur darum, das Leben auszuhalten“. Wie seht ihr die Dinge in dieser Hinsicht?
Genauso wie es in den Texten lautet. Das Leben ist nicht immer schön und manchmal ist das Schicksal auch ungerecht und gemein. Aber Leben ist auch die Option auf ALLES, denn wenn man nicht lebt, kann man auch keine schönen Dinge erleben, sich nicht verlieben, nicht tanzen, keine Abenteuer sammeln oder Glücksmomente empfinden. Aber Teil des Lebens ist auch Trauer und Verluste zu erleben, wichtig ist, dass wir aus unserem Leben etwas machen und irgendwie im ganz Kleinen die Welt ein wenig besser machen.
Am Ende von „Flüchtige Küsse“ wird es politischer. „Da wir nichts mehr glauben; keinen Fakten glauben“ und „gegen Ignoranz zu argumentieren, Sinnlos wie Taubenschach und Religion“. Schimmert die Aktualität von Corona und Querdenker auch in diesen Texten durch?
Es ist vor allen Dingen Idioten und toxischen Männern wie Trump, Erdogan, Bolsonaro, Putin und Orban zu verdanken, dass die Welt in den letzten Jahren wieder kleiner und intoleranter geworden ist. Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur und eigentlich warte ich auf die ersten Scheiterhaufen und Bücherverbrennungen. Die Demokratien müssen sich jetzt behaupten und auch klar vom rücksichtslosen Kapitalismus verabschieden, bei der nur eine kleine Elite immer mehr Geld anhäuft aber der Rest der Menschheit ausblutet. Egal ob finanziell, wirtschaftlich, gesellschaftlich oder tatsächlich.
Du sagst auch, dass bald eine neue Platte – das zehnte Studioalbum – kommen wird. Könntest du uns schon etwas darüber erzählen?
Wir haben X mit 5 Titeln auf der X Tour 2021 live vorgestellt. In Bayreuth werden wir am 17. September das neue Album live am Stück vorstellen. Das X Album selbst wird aber erst im Frühjahr 2023 veröffentlicht werden, da wir diese Zeit benötigen um das Album in dieser Pandemiezeit so umzusetzen dass wir damit auch zufrieden sind. Die Pandemie hat Dinge ausgebremst und vieles auch verzögert. Eine ungewollte Entschleunigung hat aber dann auch Nachteile. Aber man kann diesen Umstand auch zu einer Möglichkeit nutzen und das tun wir mit dem Konzept von X.
Xavier Kruth bekeerde zich al op jonge leeftijd tot het gothicdom. Toen hij begon te puberen, moest hij lang zagen om een zwarte broek te mogen hebben. Toen hij tegenover zijn moeder argumenteerde dat hij gewoon om een zwarte broek vroeg, niet om zijn haar omhoog te doen in alle richtingen, repliceerde ze dat als hij nu een zwarte broek zou krijgen, hij daarna toch zijn haar torenhoog omhoog zou doen. Xavier was versteld over de telepathische vermogens van zijn moeder. Hij leerde destijds ook gitaar spelen, en sinds 2006 speelt hij in donkere kroegen met zijn melancholische kleinkunstliedjes in verschillende talen. In 2011 vervoegde Xavier het team van Dark Entries. In Dark Entries las hij ook dat The Marchesa Casati (gothic rock) een gitarist zocht, en zo kon hij een paar keer met de groep optreden. Later speelde hij bij Kinderen van Moeder Aarde (sjamanische folk) en werkte samen met Gert (kleinpunk). En het belangrijkste van al: in 2020 bracht hij samen met Dark Entries-collega Gerry Croon de plaat ‘Puin van dromen’ uit onder de naam Winterstille.
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